Eine moderne Tischlerei - wie sieht sie aus?

Es ist einer der ältesten Berufe der Welt. Schon vor 5000 Jahren im alten Ägypten und in Mesopotamien fertigten Spezialisten unter anderem Stühle und Tische aus Holz, jedoch nur für die Oberschicht des Landes. Der gemeine Bürger nutzte bestenfalls rohe Holzstämme und Felsbrocken zum Sitzen und Essen. Meist aber einfach den Boden.  Aus diesen Spezialisten erwuchs in Mitteleuropa zunächst der Beruf des Zimmermannes und aus diesem wiederum der Tischler. Im süddeutschen Raum ist die Bezeichnung Schreiner eher geläufig. Bis weit in das 19. Jahrhundert wurden Möbel für die Einrichtung nicht einfach gekauft, sondern beim Tischler oder Schreiner in Auftrag gegeben. Dann setzte auch bei der Möbelfertigung die Industrialisierung beziehungsweise Massenfertigung ein.

Heute muss eine moderne Tischlerei mit den Produkten der Industrie konkurrieren und sich den industriellen Fertigungstechniken zumindest in einem gewissen Rahmen anpassen. Trotzdem ist eine moderne Tischlerei vielmehr ein spezialisierter Betrieb für die Fertigung von Einzelstücken und kleinen Serien, die auf Maß oder projektbezogen gefertigt werden. In Tischlereien gefertigte Möbel zeichnen sich durch ihre hohe Wertbeständigkeit und Stabilität im Rahmen ihrer angedachten Nutzung aus.

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Was zeichnet eine moderne Tischlerei aus?

Hier steht natürlich ein zeitgemäßer Maschinenpark im Vordergrund. Doch das ist es nicht allein. Bei einem Schreiner- oder Tischlermeister werden sich auf dessen Werkbank nach wie vor Werkzeuge wie der Stechbeitel, der Holzhammer und der Handhobel finden. Filigrane Handarbeit gehört auch im 21. Jahrhundert zum Repertoire, das ein/e TischlerIn / SchreinerIn beherrschen muss.

Eine moderne Tischlerei ist auf Kundenbesuch eingerichtet. Das ist Teil des Marketings. Immerhin lassen die Kunden hier für nicht wenig Geld exklusive Möbel herstellen und der Besuch in der Werkstatt, wo dies geschieht, ist ein Teil der Vertrauens- und damit Kundenbindung. Das bedeutet zugleich die Präsentation des eigenen Könnens. Das Büro und ein eventuelles Besucherzimmer besteht aus selbst gefertigten Möbeln und getäfelten Wänden. Beispielarbeiten sollten zu sehen sein, etwa eine Treppe, ein Schrank oder ein Tisch aus heimischem Edelholz. Je stärker Dir als Kunde oder Besucher die wundervolle Atmosphäre vermittelt wird, die Holzmöbel ausstrahlen, desto eher bist Du bereit, Aufträge zu vergeben. Aber nicht nur das. Tischlereien, die üblicherweise einen eher regionalen Kundenkreis haben, leben von Deiner Mundpropaganda. Weit stärker als von Bewertungen im Internet. Das ist auch für den Kunden selbst ein Imagegewinn. Wenn Du beim Abendessen mit Freunden erzählen kannst, das der Esstisch exklusiv von der bekannten Tischlerei XY für Dich gefertigt wurde, besitzt dies weit mehr Gewicht als wenn Du erzählst, dass der Tisch von einem schwedischen Möbelhaus stammt und Du ihn mit dem berühmten Sechskantschlüssel zusammengeschraubt hast. 

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Die Segmente einer modernen Tischlerei

Eine moderne Tischlerei lässt sich, bezogen auf die Fertigung, in drei Hauptgruppen unterteilen;

 

  • Stationäre Werkstatt-Arbeit mit dem Maschinenpark
  • Oberflächenbehandlung
  • Außendienst mit Handmaschinen auf Baustellen

 

Hinzu kommen periphere Bereiche, die den Hauptgruppen zuarbeiten:

 

  • Platten-und Leistenlager
  • Verschleißteilelager
  • Betriebsmittellager
  • Lager für Farben, Lacke, Lasuren, Dichtstoffe und Schäume
  • Gerüste-Lager
  • Maschinen- und Gerätewartung

 

Bei den meisten Tischlereien übernehmen die Mitarbeiter mehrere Tätigkeiten aus den aufgeführten Gruppen. In der Regel sucht sich beispielsweise ein Tischler/ eine Tischlerin das benötigte Holz aus dem Lager selbst raus und bringt es zu den Maschinen. Je größer die Tischlerei, desto eher werden auch die peripheren Abteilungen personell besetzt, um die Zuarbeit zu beschleunigen.

 

Moderne Tischlerei – Handwerksbetrieb oder Manufaktur?

Heute sind Tischlereien /Schreinereien von ihrer Ausgestaltung her eher Manufakturen als reine Handwerksbetriebe. Per definitionem zeichnet sich eine Manufaktur durch anteilige Hand- und Maschinenarbeit aus. Für einen Handwerksbetrieb, in dem jeder Arbeitsgang tatsächlich rein manuell erfolgt, fehlt einfach der entsprechende Kundenkreis, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Diese Form der Tischlerei findet sich eher im Kunsthandwerk, indem zum Beispiel die Rückenlehnen von Stühlen von Hand mit Schnitzereien versehen werden.

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Das Herz einer modernen Tischlerei

Die gute Seele einer Tischlerei / Schreinerei mag vielleicht die Sekretärin in der Verwaltung sein. Der Chef / die Chefin der Kopf und die Gesellen die geschickten Hände. Das Herz einer heutigen Tischlerei ist jedoch überwiegend das CNC-Bearbeitungszentrum.

Das mag sich für Dich vielleicht enttäuschend anhören, doch es entspricht der Realität. Die meisten Tischlereien leben von Aufträgen aus dem gewerblichen Umfeld. Hotels, Restaurants, Ferienanlagen oder Büroeinrichter. Diese benötigen meist kleine Serien an Möbeln. Etwa ein neu errichtetes Hotel mit 200 Zimmern, das 200 Betten in Hotelqualität benötigt. Ebenso 200 Einbauschränke und 400 Nachttische. Solche Möbel sollen stabil und langlebig sein, müssen aber zugleich in einem preislich vernünftigen Rahmen bleiben und in einer bestimmten Zeit gefertigt werden. Genau hier kommt das CNC-Bearbeitungszentrum ins Spiel. Eine solche computergesteuerte Maschine erledigt mehrere Arbeitsschritte teilweise gleichzeitig und teilweise hintereinander. Dazu gehört:

 

  • Ablängen
  • Bohren
  • Fräsen
  • Kanten anleimen
  • Kantennachbearbeitung
  • Messen
  • Sägen
  • Trennen
  • Verbinden
  • 3D-Bearbeitung

 

Natürlich ist das CNC-Bearbeitungszentrum nicht die einzige Maschine in einer modernen Tischlerei und nicht jedes Möbel wird mit ihrer Hilfe gefertigt. Für Kleinserien jedoch ist sie immens wichtig.

 

Weitere Geräte und Maschinen in einer modernen Tischlerei

 

Es ist immer ein bisschen von der Ausrichtung oder dem Schwerpunkt einer Tischlerei abhängig, welches Gerät zum Maschinenpark gehört, weshalb Aufzählungen  überwiegend unvollständig sind. In etwa so könnte der Maschinenpark einer Tischlerei aussehen.

 

Werkstatt:

 

  • Abrichthobel
  • Dickenhobel
  • Bandsäge
  • Plattensäge
  • Formatkreissäge
  • Tischfräse
  • Bandschleifer
  • Furnierpresse

 

Oberflächenbehandlung:

  •  
  • Spritzkabine
  • Kompressor
  • Spritzpistole
  • Ablauge-Anlage

 

Außendienst / Baustelle:

 

  • Stichsäge
  • Handkreissäge
  • Handhobelmaschine
  • Winkelschleifer
  • Handbohrmaschine
  • Handoberfräsmaschine

Nicht zu vergessen die vielen Handwerkszeuge. Zwingen in verschiedenen Längen. Schraubendreher und Stechbeitel sowie Verbrauchsmaterialien wie Schrauben und Nägel.

 

Was zählt in einer modernen Tischlerei das Handwerk noch?

 

Trotz aller Maschinen bleiben die fachlichen Kenntnisse aus der Ausbildung zum Tischler oder Schreiner genauso wie die über Jahre gesammelten Erfahrungen wichtig in einer modernen Tischlerei. Dieser Beruf würde erst dann ein Ende finden, wenn die individuelle Architektur durch eine einheitliche Gestaltung von Gebäuden und Räumen ersetzt werden würde.

Das aber wird nie der Fall sein. Im Gegenteil, es verstärkt sich in der Gesellschaft der Trend hin zur Individualität. Der Mensch sucht und findet das Außergewöhnliche, das Besondere und eine moderne Tischlerei kann ihm oder ihr genau das bieten.

 

Wir von Fradashop wünschen viel Spaß

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